Von Schildbürgerstreichen und dem unfreiwilligen Abenteuerschwimmbad

EIN SATIRISCHER KOMMENTAR VON JANIK STEINER

RücksIn der Sonne liegen, ein leckeres Eis essen, mit Freunden an der frischen Luft was unternehmen und zwischendrin ins nächste Becken springen, um sich abzukühlen. Herrlich! So schmeckt der bergische Sommer, doch auch zur schlechten Jahreszeit wollen wir ins angenehme Nass springen. Die nächste Talsperre will uns da leider nicht dienen, da sie schlicht und einfach so zugefroren ist. Man müsste lebensmüde sein, wenn man einen Köpper mitten auf die Eisplatte wagt. Dann doch lieber ins überdachte Schwimmbad – doch ist das wirklich sicherer oder riskiert man auch hier Kopf und Kragen?

Ob Schulklassen, Schwimmsportler oder Vereinsschwimmer, wer auf Sicherheit setzt sollte zumindest im oberbergischen Wiehl auf besser Wetter warten. Brandneu und brandgefährlich zeigt sich die ,,Wiehler Wasser Welt“ mit Halle trotz vierbahniger 25 Meter Schwimmbahn, Nichtschwimmerbecken, Planschbecken, Außenbereich mit noch einem Schwimmbecken und dazugehöriger Rutsche sowie Solebecken, für die, die etwas für ihre Gesundheit tun wollen. Es sind sogar Ausbauten geplant für eine Sauna und einem Beachabschnitt mit dazugehöriger Bar. Klingt eigentlich gar nicht so gefährlich, sondern eher nach Urlaub. Man könnte glatt von einem Utopia für Schwimm- und Wasserfans reden. Klingt zu schön um wahr zu sein und es ist ja auch nicht alles wahr, denn die ach so schöne Utopie hat ihre Schattenseiten und die haben es in sich. So sehr, dass es regelrecht Beschwerden hagelt.

20160326_180651

So sah das Wiehler Schwimmbad während der Bauarbeiten aus.

Denn die utopisch schöne Rutsche birgt einen ungewollten Abenteuereffekt, denn die ist gefährlich. Aber erst auf den zweiten Blick, denn wie jede gute Rutsche, die auf die Sicherheit ihrer Benutzer achtet, hat auch dieses gute Stück eine Ampel, die uns freudigen Rutschern signalisiert: ,,Ja, mein Guter/ meine Gute. Jetzt ist es frei und du kannst losgleiten, ohne dich und andere zu verletzen.“ Doch zu früh gefreut: Denn unsere gute Rutsche sagt nicht, dass sie frei ist, sondern nur, das sie vermeintlich frei ist. Nach 45 Sekunden springt die Ampel auf Grün – komme, was da wolle. Sie registriert, wenn jemand eingestiegen ist und da sollte man meinen, dass die Person dann auch brav weggerutscht ist. Aber das vermutet die herzallerliebste Rutsche nur. Glauben ist, aber nicht Wissen und wenn nun jemand stecken geblieben ist, dann meldet die Rutsche trotzdem freie Bahn. Schließlich sind die 45 Sekunden vorbei und jetzt hat die Strecke wieder frei zu sein! Andere Rutschen haben dank zwei gekoppelten funktionierenden Lichtschranken oder ähnlich ausgefuchsten Techniken die Möglichkeit, auch zu erkennen, ob denn wirklich alles frei ist. Aber das wäre ja zu einfach …

SchwimmteufelAber selbst wenn man einen großen Bogen um die tückische Rutsche macht und nur brav seine Bahnen schwimmen will, kann es zumindest peinlich werden und das selbst dann, wenn man noch nicht einmal zu den schamhaften Menschen gehört, denn mal Hand aufs Herz: Muss jeder Unbekannte jeden kleinsten Quadratzentimeter von unserem Körper zu sehen bekommen? Wir Menschen sind ja nicht nur unterschiedlich in unserem Aussehen – wir haben je nach Alter, Geschlecht und Religion auch sehr unterschiedliche Einstellungen. Nicht jeder entblößt sich gerne vor anderen. Und in den Wiehler Sammelumkleiden trifft sich Hinz und Kunz: Ältere Menschen und Jugendliche; schüchterne Mimöschen mit FKK-Begeistern. Denn – und jetzt haltet Euch fest: Es gibt keine separaten Einzelumkleiden in der frischgebackenen Wiehler Badewelt. Manch einer macht dann doch lieber den Köpper auf die Eisfläche der Talsperre oder bleibt mit seinem Allerwertesten zuhause und genießt das, was man landläufig privat oder auch intim nennt.

Alle guten Dinge sind ja bekanntlich drei und alle schlechten auch, denn mit der Survival-Rutsche und den Spanner-Umkleiden ist es noch nicht vorbei mit der krimireifen Spannung beim Besuch im tückischem Paradies.

Auch an die Gesundheitsfanatiker wurde gedacht. Es gibt ein Solebecken, aber auch hier ging der Schuß nach hinten los. Falls ihr jetzt denkt: ,,Oh Gott, was kommt jetzt? Ist dieses Ding toxisch? Oder Radioaktiv?“, kann ich Euch beruhigen. Im Gegensatz zur Rutsch-oder-Stirb-Variante ist das Solebecken ungefährlich, aber so richtig gesund ist es auch nicht. Denn die versprochene Natursole fehlt. Dafür ist der Rost an den Armaturen umso konzentrierter. Weil auch Kunstsolen gerne oxidieren (Fachwort für Rost), ist Personal nötig, dass diese sauber hält. Hatte ich erwähnt, dass die Abdeckung bei großen Stürmen einfach davon fliegt – wahrscheinlich mit jeder Menge Flugrost im Gepäck? Ich meine, wer will es dem Rost verübeln? Beim Sturm wäre mir der Süden auch lieber, wo noch die Sonne scheint. Hier scheint sie selten und ohne Schwimmbad gibt es kein Schwimmvergnügen von September bis Mai (in Worten: acht Monate) und so gehen die Bergischen vertrauensselig ins nächstgelegene Schwimmbad – am Liebsten das im eigenen Wohnort, denn wenn da was nicht stimmen würden, dann würde man das doch erfahren. Aber die Verantwortlichen haben sich zunächst einmal ausgeschwiegen über alle schlechten Dinge, die drei sind. Weder der Architekt, noch der Betreiber haben die Probleme von sich aus offen gelegt. Dabei schuldet uns die Stadtverwaltung Transparenz, so wegen Steuergeldern und so.

Aber selbst wenn diese mit vollen Händen verschwendet werden, gibt es immer irgendwen der lamentiert: ,,Was regst Du Dich eigentlich so auf? Fehler sind doch menschlich. Bau doch selber ein Schwimmbad, wenn du doch ach so toll bist!“

Und wisst ihr was? Ihr habt Recht. Fehler passieren. Und ich hab keine Ahnung vom Schwimmbad bauen. Ich würde sogar sagen, dass mir wohl auch einige Fehler bei der Planung unterlaufen wären, ich bin ja auch kein Ingenieur, aber mit etwas gesundem Menschenverstand kann auch so ein Nicht-Ingenieur auf die wahnwitzige Idee kommen, sich zu informieren und siehe da: Diese Fehler und Probleme sind nicht plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht. Sie wurden zwar nicht an die große Glocke gehangen, aber richtig verheimlicht wurden sie auch nicht. Während der Planung erkannte Jürgen Körber, Mitglied der Grünen und Stadtsratmitglied, das Problem mit der gefährlichen Rutsche und das Umkleideproblem sofort. Doch das wollte keiner hören. Im Ausschuß wurde ihm später sogar vorgeworfen, er wolle das ganze Projekt nur stören.

1

Jürgen Körber

Die Planung des Schwimmbades begann ja schon vor einigen Jahren. Und eigentlich hatte man damals bessere Ideen dazu, wie das Schwimmbad aussehen solle. Diese hatte zwar jetzt nicht all die Vorzüge, die das Jetzige hat, aber es wäre auch kostengünstiger gewesen und tatsächlich waren sich in diesem Moment auch alle einig über das Vorhaben. Doch leider will in dieser Welt nichts unproblematisch bleiben. Und so trug es sich zu, dass es eine Amtsänderung im Stadtrat von Wiehl gab. Und so einig, wie sich die Mitglieder erst noch waren, so uneinig waren sie jetzt. Denn alles wurde neu geplant. Es wurde debattiert, neue Vorschläge eingebracht, die mit dem vorherigen Ziel nichts mehr zu tun hatten und die Kosten für das neue Projekt schossen ihn die Höhe. Fehler, die bei der Planung auftraten und die von Jürgen Körber vorgetragen wurden, wurden in den Wind geschossen. Schließlich mögen wir keine Schwarzmaler, oder?

Dieses ganze Tamtam sorgte dafür, dass die schöne Idee eines Bades für Sportler und Familien zum Schlachtfeld des politischen Wahlkampfes wurde. Man wurde unfair, unsachlich und unnachgiebig. Und das, was als die von mir benannte ,,Schwarzmalerei“ beschrieben wurde, hat sich nachher bewahrheitet.

JK_Lesung_3

Mit Melanie Raabe bei einer Lesung.

Es ist doch wirklich schade, dass die ,,Utopie“, die keine ist, so ein Chaos angerichtet hat. Wir sollten uns darauf besinnen, eine friedliche Lösung zu finden und einfach auch mal auf die Stimme der Vernunft hören, die sich aus unseren eigenen Reihen erhebt, auch wenn sie unsere Träume etwas eindämmt. Denn ein guter Einwand ist keine Schwarzmalerei und Unstimmigkeiten kein Kampfgrund.

Denn sind wir mal ehrlich. Wir alle wollen nur das Beste für uns und andere. Aber wir können nicht immer genau verstehen, was der andere will. Und bevor wir einen Sieg über unsere Mitmenschen erringen, der uns mit Bitterkeit erfüllt, sollten wir einen Kompromiss finden, der uns mit Stolz erfüllt.

20170305_171410_resized

Jürgen Körber (ganz links) ist Mitglied der künstlerischen Arbeitsgemeinschaft „Kurtzweyl GbR“

Jürgen Körber ist so typisch „grün“ in seiner Gewohnheit den Finger in die Wunde zu legen und hat so wenig Angst davor, dass man ihn einfach einmal persönlich kennenlernen sollte. Nichts einfacher als das: Sie müssen ihn nur einladen auf einen Plausch, dann kommt er vorbei geradelt und bringt sogar die Kekse mit. Wer ihn noch nicht kennt, kann sich auf seiner Website umsehen, aber nicht ohne vorher einen Blick in dieses Video geworfen zu haben:

Denkt dran – in drei Wochen ist Landtagswahl und Körber ist der Direktkandidat für den Landtag und den kann man sogar wählen, wenn man auf der anderen Seite sein Kreuz für eine andere Partei gibt. Aber ich persönlich mache es nicht zu kompliziert: Ich kreuze beide Mal grün an, denn das brauchen wir in einer Welt, wo die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden: Menschen, die den Mut haben auch einmal unangenehme Wahrheiten auszusprechen – nicht nur wenn es um Schwimmbäder geht, sondern auch um das große Ganze: die Umwelt, die soziale Gerechtigkeit und den Tierschutz. Denn die Grünen sind so ziemlich die einzige Partei, die sich für ein Ende der Massentierhaltung einsetzt.

http://juergen-koerber-landtag.de/startseite/

Hinterlasse einen Kommentar