Angst vor der Wahrheit in der Pferdefachpresse – Satire #2

Pfister Buch Bild

Dies ist ein Ausschnitt aus meinem neusten Buch: VORSCHAU

Im letzten Blogbeitrag habe ich die Zeitung HORSEMAN satirisch aufs Korn genommen, weil die wohl entweder einen Duden oder einen Rechenschieber benötigen. Heute schauen wir uns an, ob Reiterrevue und Mein-Pferd besser zählen bzw. den Duden bedienen können.

Bei der Reiterrevue hat auch irgendein Informant den Unterschied zwischen Steigen und Sturz nicht auf die Kette bekommen, aber die waren ja – im Gegensatz zum HORSEMAN – nicht dabei und müssen sich auf das verlassen, was man denen sagt. Immerhin hat die RR-Journalistin inkognito einen Kurs bei Peter Pfister besucht. Aber dient es wirklich der Wahrheitsfindung, wenn man NACH so einem Vorfall einen Kurs besucht, wenn das Konzept unmittelbar nach dem tödlichen Sturz des Pferdes doch umgestellt wurde? Die Öffentlichkeit hat nichtsdestotrotz ein Recht darauf zu erfahren, was genau in Leichlingen geschehen ist.

Pfister für Instagram

HIER geht’s zum Blogbeitrag mit Hintergründen zum Urteil

Für den Bericht in der MEIN PFERD wurden wohl allen Beteiligten die gleichen Fragen vorgelegt. Die darauf abgegebenen Statements wurden genauso abgedruckt wie der Befragte sie niedergeschrieben hat – inklusive einiger Interpunktionsfehler. Einordnen von Fakten als Aufgabe der Fachpresse? Pustekuchen. Pfister und der Trainer, der am Ende das Video, das aus drei dann wieder eine 13 gemacht hat, auf Facebook geteilt hat, sollten noch zwei individuelle Fragen beantworten und das waren ja wohl Suggestivfragen (die erwartungsgemäßen Antworten zitiere ich im PR-Analyse-Teil). An dieser Stelle ist festzuhalten, dass MEIN PFERD Pfister damit einen Bärendienst erwiesen hat. Der stand nach dem Bericht nämlich da als jemand der sagt: „Alle sind Schuld, nur ich nicht“, obwohl er genau das – wie er mir sagt – eben nicht denkt. Meiner Einschätzung nach ist er in Public Relations ähnlich unbedarft wie ich mit Whats App – und da darf es dem Redakteur nicht zu schwör sein, irrelevante Aussagen, die eben so gar nicht zur Aufklärung beitragen, dem Rotstift zum Opfer fallen zu lassen. Passt gut ins Thema „Verantwortung“, aber das war ja ein anderes Blättchen.

Die Gerüchteküche brodelt ja auch so vor sich hin und behauptet, dass bei MEIN PFERD die ganze Wahrheit lange vorm Zeitpunkt der Berichterstattung eingetrudelt sein soll. Der ehemalige Chefredakteur (erwartungsgemäß ebenfalls ohne Redakteursausbildung, mittlerweile Ex-Chefredakteur) soll einen Bericht geschrieben haben, der dann aber doch nicht abgedruckt wurde, weil angeblich zu einseitig: Der arme Herr Pfister war ja gar nicht zu Wort gekommen. Meine Güte, der Mann hat Telefon – ruft den doch einfach an, dann kommt er zu Wort. Deswegen muss man doch nicht gleich einen ganzen Artikel in die Tonne kloppen.

Nun hieß es in der MEIN PFERD-Redaktion: Auf ein Neues !!! Und weil dem Redakteur ja wirklich nichts zu schwör ist, formuliert er ein paar Fragen, schickt sie vier „Experten“ und druckt die Antworten ungeprüft so ab, wie sie eintrudeln. Jeder sagt, was er sagen will, der Rotstift wird eingemottet und Herr Pfister doziert, dass das Pferd schonend an die Beinlonge gewöhnt worden wäre – auf das siebenminütige Video treffen viele Adjektive zu, aber schonend?

Lobenswert ist ja, dass eine Ostheopathin in der MEIN PFERD zu Wort kam, die in Sachen Anwendung von Fußlongen davor warnte, dass das Pferd das Gleichgewicht verlieren könnte und mit den Karpalgelenken so abrupt auf dem Boden aufkomme, dass Knochenbrüche nicht ausgeschlossen seien. Wo sie Recht hat, hat sie Recht. Aber keine der Zeitschriften erwähnt, dass in Leichlingen ein anderes, nicht verunglücktes Pferd tatsächlich mit den Karpalgelenken auf den Boden „geknallt“ ist, weil es das Gleichgewicht verloren hatte – ist ja auch nicht ganz einfach mit dem Gleichgewicht für einen Vierbeiner, wenn zwei (!!!) der vier Beine in Longen stecken.

MEIN PFERD startete eigentlich vielversprechend in einen ausgewogenen Bericht, um dann am Ende kläglich zu versagen mit einer Suggestiv-Frage an Uwe Jourdain: „Seit dem tödlichen Unfall eines Pferdes beim Erlernen des Kompliments, bemühen Sie sich sehr, dass sich diese Nachricht schnell verbreitet. Was ist Ihr Motiv dabei?“

Zwar wurde allen Trainern der Beitrag zur Durchsicht zum Lesen gegeben (so etwas gab es bei uns in der Nachrichtenredaktion damals nicht. Das wäre ja noch schöner, hätten wir den Laden gleich dicht machen können), aber macht es ja nicht besser, wenn man sich den Rotstift spart, wo er dann doch mal hingehört, weil solch ein  Statement keineswegs das öffentliche Informationsinteresse bedient, sondern Öl ins Feuer gießt. Welche Folgen das haben kann, habe ich als Fiktivversion formuliert, eine Art Märchen also, das sich weder Aufklärung noch Aufzählung von Fakten schimpft:

Trainerduell: Riesenkrach um eine kleine Longe – coming soon

Abschließend einen erhobenen Zeigefinger zum Beruf Chefredakteur – ob jetzt als Ex oder als Hopp? Ist der Chefredakteur identisch mit dem Herausgeber wie im HORSEMAN, dann machste ja erst mal nix“, aber abgesehen von der Nullkommanichts-Qualifikation. Hat der überhaupt die Zeit für diese immense Verantwortung, die ein solcher Job mit sich bringt? Meines Wissens ist der Hans-Dampf-in-allen Gassen mit seinen drölfzig anderen Berufen als Reitlehrer, Pferdetrainer und Moderator von Veranstaltungen. Woher nimmt er die Zeit sich ordentlich um sein Käseblättchen mit dem vielversprechenden Titel zu kümmern??


In diesem Sinne ohne Witz: Die Presse hat eine Kontrollfunktion, dient als vierte Gewalt im Staat und soll das öffentliche Informationsinteresse bedienen, Fakten einordnen und nicht Kommentare als Fakten betiteln und keinesfalls die eins vor der drei wegstreichen, um einen Eindruck von „Das Pferd hat wohl jetzt eher (!!!) Stress als Freude, also zumindest aus der subjektiven Sicht der Anwesenden“ zu erwecken.

Als Schmankerl zum Schluß gibt es folgenden Ausschnitt aus einem anderen Blättchen, damit ihr was zu lachen habt, denn man liest: „Pfister legte ein Seil um ihr Bein. Diese Methode ist sehr umstritten und wird eigentlich nur noch bei Wildpferden oder sehr starken Hengsten beim Schmied verwendet, um die Hufpflege ausführen zu können, aber selbst da, ist diese Methode nur noch sehr selten. Denn umso mehr sich das Pferd wehrt, desto fester wird auch die Schlaufe.“ Tut mir leid, ich muss weg, um all meine Bücher über Zirkuslektionen in die Tonne kloppen, weil da stehen Lügen drin: Die beschreiben doch glatt und allesamt die Fußlonge zum Erarbeiten oder besser Festigen des Kompliment, dabei nimmt man die für die Hufpflege und um Löwen … pardon … Wildpferde zu bändigen. Lest selbst:

https://horse-flash.com/2017/12/11/zirkuslektion-endet-toedlich-fuer-beliebte-ponystute/

00 Beinlonge

Bitte keine herkömmliche Longe als Fußlonge mißbrauchen. Beinlongen dürfen nicht einschneiden und müssen breit genugsein damit ein Pferd sich vertrauensvoll hinein stützen kann

Auf Youtube testen wir eine gesponsorte Beinlonge (Foto) und die Videos von Eva Wiemers, die man hier kaufen kann: www.wiemers.at/filme-1/ Die ersten beiden sind umsonst und die käuflich Erwerbbaren sind etwa eine Stunde lang, sieben an der Zahl. Unsere Testfrage ist:

Kann ich einem Pferd anhand von Videos auf pferdegerechte Art das Liegen beibringen?

Die Reihe läuft in unserem Natural Horsemanship-Kanal, denn auch bei Wiemers beginnen Zirkuslektionen mit vertrauensbildenden Horsemanshipaufgaben.

Siehe folgende Playlist:

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